Der Damensattel

Die wichtigsten Daten über die Entwicklung des Damensattels

Die Entwicklung des Damensattels so wie wir ihn kennen, begann im 12. Jahrhundert. Davor ritt man auf Kissen und Decken im Seitsitz. Die ersten Belege darüber gibt es auf Tonscherben aus der Zeit 1600 v. Chr. Der Sattel im 12 Jhd. – bestand aus einem Sattelkissen, auf dem die Frau seitlich saß, wobei Sie die Füße auf einem Brettchen (Planchette) abstützte. Zu dieser Zeit wurden die Frauen geführt, da sie keinerlei Einwirkung und Halt auf ihrem Pferd hatten.

Nach England gelangte der Sattel 1382 durch die Frau des Königs Richard II, Anna von Böhmen, die sich als Erste seitlich setzte und nur noch einen Fuß auf dem Brettchen abstützte.

Die Veränderung des Damensattels schreibt man Katharina de Medici (um 1770 in Frankreich) zu. Sie hatte das rechte Bein über ein Sattelhorn geschlagen, um so mehr Halt und einen sicheren Sitz zubekommen. Sie zog auch unter dem Rock eine Samt- oder Wildlederunterhose an, die für besseren Halt sorgen sollte. So wurde das Reiten im Damensattel die Freizeitbeschäftigung für die Damen der Oberschicht.


Die ersten Bücher über den Seitsitz gab es um 1750 von Francois de Garsault. Danach entwickelte man ein zweites Horn, so dass das rechte Bein in einer Gabel lag. Das dritte Horn schreibt man Thomas Oladker 1790 zu, der aufgrund einer Verletzung im Damensattel reiten musste. Man legte das linke Bein unter das dritte Horn.

Dann wurde der Damensattel erst wieder durch Charles Pellier 1830 verändert, der das abschraubbare Horn erfand und den Damensattel so sicherer machte, da leider noch sehr viele Unfälle passierten. Das zweite obere Horn wurde wieder weggelassen, da es sich als unnütz erwies.

Kaiserin Elisabeth von Österreich 1837-1898 ist wohl die bekannteste Dame im Damensattel, sie war berühmt für ihre Kühnheit und Geschicklichkeit. Sie nahm an schweren Jagden über Hindernisse teil und ritt manchmal stundenlang allein durchs Gelände. Viele Frauen der Oberschicht taten es ihr gleich, wobei sich herausstellte das dieses immer noch recht gefährlich war.

Stich – Amazone im Damensattel

Erst der Balancierriemen und der Sicherheitssteigbügel oder das Sicherheitsschloss machten den Damensattel ungefährlicher. Seit dieser Zeit hat sich der Damensattel nicht mehr wesentlich verändert. Im 19 Jhd. entstanden Reitschulen, in denen auch die bürgerliche Schicht, die zu Wohlstand gekommen war, dem Reitsport nachgehen konnte. Es wurden Jagden, Reitvorführungen (aus dem später unsere Turniere entstanden) für Herren, wie für Damen im Damensattel abgehalten.

Zu dieser Zeit war auch die Zirkusreiterei sehr gefragt. Die wichtigste Dame im Damensattel war Therese Renz, die ihre Pferde in der hohen Schule unter dem Damensattel zeigte. Bei uns verschwand das Damensattelreiten durch den 2. Weltkrieg. In England hat das Reiten im Damensattel bis heute, wenn auch durch eine kleine Gruppe reitender Damen, überlebt.


Die meisten heute gebräuchlichen Damensättel wurden zwischen 1850 und 1939 gefertigt. Später wurden Damensättel kaum oder nur noch ein kleiner Anzahl produziert.

Gut erhaltene Damensättel (Side Saddle) sind seltener geworden, so das man beim Kauf auf den Erhaltungszustand achten muss. Auch ist heute nicht jeder Sattler in der Lage Damensättel fachgerecht zu Restaurieren. Ein Restaurieren von Sätteln der nachfolgend genannten Firmen lohnt aber fast immer, da Sattelnachbauten nie wieder diese Qualität der Sattelbäume und deren Passgenauigkeit erreichen werden.


Hier einige Erkennungsmerkmale von englischen Sattelherstellern, die heute noch in Gebrauch sind.

Champion&Wilton Damensättel wurden erstmals mit der patentierten Sicherheits-Steigbügelbefestigung 1880 produziert und bis Produktionsende 1957 in der Oxford-Street, in die gefertigten Sättel integriert.

An dieser Konstruktion lassen sich alle Sättel dieses Herstellers erkennen. Der Mechanismus war ab 1903 so konstruiert, das wenn das linke Bein der Reiterin am Sattelblatt lag, sich der Sicherheitsmechanismus nicht versehentlich öffnen konnte. Wurde der Steigbügel aber in einen größeren Winkel nach vorne oder nach hinten gebracht oder das fixierende Bein fehlte (z.B. durch einen Sturz), gab das Bügelschloss den Steigbügel frei.

Die Firma Champion&Wilton waren auch eine der ersten Sattlereien die die hintere Sitzfläche leicht anwinkelten, sodass die Beine der Reiterin an den Hörnern etwas niedriger lagen und so einen waagrechten ausbalancierten Sitz ermöglichten.

Patentierter Champion&Wilton Damensattel Steigbügel mit Sicherheitsmechanismus

Patentierter Mayhew Steigbügel-Sicherheitsmechanismus dieser wurde auch von der Sattlerei Whippy eingebaut


Owen Damensättel wurden in London von Owen&Co hergestellt. Sie wurden in den 1920-30 Jahren populär und sind auf der Sitzfläche flach gehalten. Die Reiterin kam so mehr nach rechts zum Sitzen und ermöglichte so eine vermehrte Gewichtsverlagerung zur rechten Seite des Pferdes. Owen -Sättel galten auch als der Rolls-Royce unter den Damensätteln.

Patentierter Owen Damensattel Steigbügel mit Sicherheitsmechanismus.

Weitere Bekannte Sattelhersteller englischer Modelle sind zum Beispiel die Firmen Whippy und Martin&Martin (USA


Zaldi-Damensattel aus Valenzia/Spanien

Hier der Damensattel im Detail – linke Seite –

Der Damensattel im Detail – rechte Seite –


Historische Sattel-Galerie

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Bild 3 von 80


Seit einigen Jahren erfreut sich das Reiten im Damensattel neuer Beliebtheit. Die Nachfrage nach Sätteln und entsprechendem Unterricht steigt dadurch wieder an.


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